Nadeln und unreife Zapfen der Blauen Atlas-Zeder (Cedrus atlantica cv. ‚Glauca‘) © Pixabay

Der Klimawandel stellt den deutschen Wald vor seine wohl größte Bewährungsprobe. Dürreperioden, Hitze, Starkregen und Stürme nehmen zu und gefährden zunehmend die Stabilität und Funktionalität unserer Wälder. Eine der zentralen Maßnahmen zur Anpassung an diese Herausforderungen ist die Wahl geeigneter Baumarten. Denn wer heute aufforstet, pflanzt für Generationen.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) hat in einem umfangreichen Fachbeitrag die Schlüsselfunktion der Baumartenwahl herausgestellt. Grundlage bildet die Erkenntnis: Nur standortangepasste, klimaresiliente Arten sichern langfristig die vielfältigen Ökosystemleistungen – vom Holz als nachwachsendem Rohstoff über CO₂-Bindung und Wasserspeicherung bis hin zur Biodiversität und Naherholung.

Neue Klimakarten, neue Erkenntnisse

Moderne Vegetationsmodelle zeigen deutlich: Viele traditionelle Hauptbaumarten wie Fichte oder Buche werden in großen Teilen Deutschlands künftig an ihre klimatischen Grenzen stoßen. So gehen unter dem derzeit wahrscheinlichsten Klimaszenario (RCP 8.5) die Flächen, auf denen die Buche als geeignet gilt, deutlich zurück. Gleichzeitig gewinnen mediterrane Arten wie die Flaumeiche an Bedeutung – sie könnten auf bis zu 75 % der Waldfläche das beste Anpassungspotenzial aufweisen.

Vorausschauende Waldbauplanung: Das ANALOG-Projekt

Ein innovativer Ansatz stammt aus dem Projekt „ANALOG“, das vom Waldklimafonds gefördert wird. Es vergleicht heutige Klimaregionen Europas mit prognostizierten künftigen Klimaverhältnissen deutscher Waldstandorte. So lassen sich Rückschlüsse ziehen, welche Baumarten sich unter zukünftigen Bedingungen bewähren könnten. Dieses Prinzip eröffnet neue Perspektiven für die Waldbauplanung und liefert eine solide Grundlage für fundierte Artenwahlentscheidungen.

Artensteckbriefe liefern Orientierung

Die FVA hat in einer umfassenden Analyse 35 Baumarten auf ihre potenzielle Eignung im Klimawandel untersucht. Die Artensteckbriefe liefern kompakte Informationen zu Standortansprüchen, Ertragspotenzial, ökologischen Eigenschaften und Risiken. Sie dienen als „Screening-Instrument“ für Forstleute und Waldbesitzende, die vor der schwierigen Aufgabe stehen, heute zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen.

Forschung liefert konkrete Empfehlungen

Neben der FVA beschäftigen sich zahlreiche weitere Projekte mit klimaresilienten Baumarten. Das Projekt „EVA-KW“ entwickelt einen Anbauwürdigkeitsindex für

tungsjahr der Initiative „Oberlausitzer Zukunftswald“ am 19. Februar mit einer Exkursion zum Thema „Gehölze im Winter“. Frischer Schnee und strahlender Sonnenschein gaben die besten Rahmenbedingungen zur Erfassung der hier vorkommenden Gehölzarten. Anhand der Merkmale wie Wuchs, Rinde und vor allem der Knospen wurde den Teilnehmenden gezeigt, wie man verschiedene Baum- und Straucharten auch in der kalten Jahreszeit zuverlässig erkennt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frühlingsblüher-Exkursion

Von Flächen im Ostritzer Stadtwald bis an den nahe gelegenen Knorrberg führte eine Exkursion am 6. April eine Gruppe Interessierter, um die Frühblüher näher unter die Lupe zu nehmen. Anhand verschiedener Merkmale wie Blüten und Austrieb wurde erkundet, um welche Pflanzen es sich handelt.

Die Identifikation einiger Gefäßpflanzen erfordert ein gutes Auge, da sich Merkmale wie der Blütenstand mitunter nur versteckt zeigen. © Ulrike Knoll

 

Innovativer Einzelschutz für Forstpflanzen

Bei einer Pflanzaktion in Ostritz wurde eine neue Lösung für den Schutz junger Forstpflanzen erprobt. Der Einzelschutz aus heimischem, naturbelassenem Holz könnte eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Verbissschutz sein.

Der Holzkörper soll junge Bäume vor Wildverbiss und extremen Witterungsbedingungen schützen. Wir haben allerdings Verbiss-Schäden an einigen Zweigen festgestellt, die aus dem Holzkörper herausragen. Auch müsste noch geprüft werden, ob und wie der Verbiss erfolgen wird, wenn die Jungpflanzen aus dem 1,20 Meter hohen Holzgerüst nach oben wachsen.

Dank seiner Konstruktion soll er nach Herstellerangaben selbst orkanartigem Wind widerstehen. Gleichzeitig sorgt die offene Bauweise für ausreichend Licht und Belüftung – als Schutz gegen Verpilzung, Überhitzung und Schädlingsbefall.

Die Montage erfolgt innerhalb von weniger als zwei Minuten: Das Holzgerüst wird um die Pflanze gefaltet und mit integrierten Fixierfäden am Pflanzstab befestigt. Durch das natürliche Material ist eine spätere Entsorgung überflüssig – der Einzelschutz verrottet vollständig vor Ort. Dies spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern schont auch Ressourcen. Möglich ist aber auch die mehrfache Verwendung des Holzgerüstes. Dieses unterstützt zudem das Höhenwachstum der jungen Pflanzen. Seitentrieben wird das Durchwachsen ermöglicht, gleichzeitig kann gezieltes Abasten das Längenwachstum der Pflanzen fördern.

Dieser Einzelbaumschutz hat uns zunächst durch Umweltfreundlichkeit und einen simplen Aufbau überzeugt. Ein finales Fazit zur Wirksamkeit im Vergleich mit anderen Verbissschutzmaßnahmen wie der Zäunung steht allerdings noch aus. Konkretere Aussagen dazu sind, auf Basis regelmäßiger Kontrollen der Jungpflanzen, erst in einigen Jahren zu erwarten.

30 Arten. „MultiRiskSuit“ erstellt multikriterielle Eignungsempfehlungen für die wichtigsten Forstbäume unter sich wandelnden Umweltbedingungen. Und das Vorhaben „HerKueTaSaat“ analysiert gezielt das Anpassungspotenzial der Küstentanne – einer vielversprechenden Alternativart.

Auch die Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht“ hat eine Liste mit 101 potenziell geeigneten Baumarten erstellt. Diese enthält sowohl heimische als auch europäische und außereuropäische Arten. Zu den aussichtsreichsten Kandidaten zählen neben der Douglasie auch Baumhasel, Libanonzeder oder Roteiche.

Regionale Empfehlungen und langfristiger Umbau

Zahlreiche forstliche Landesanstalten geben auf Basis regionaler Analysen praxisnahe Empfehlungen zur Baumartenwahl. Diese berücksichtigen sowohl Standortverhältnisse als auch Erfahrungen aus der Praxis und wissenschaftliche Prognosen. Klar ist: Der Umbau des Waldes braucht regionale Strategien, langfristige Planung – und Mut zur Vielfalt.

Fazit: Die Baumartenwahl ist keine Frage von Ästhetik oder Tradition, sondern ein strategischer Schlüssel zur Anpassung des Waldes an die Zukunft. Dabei ist wissenschaftlich fundiertes, regionsspezifisches Handeln wichtiger denn je. Die FVA und zahlreiche Partner liefern das Wissen – nun sind Waldbesitzende und Entscheidungsträger gefragt, den Wandel aktiv zu gestalten.

Weitere Informationen & Steckbriefe unter:

🔗 www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/waldumbau

🔗 https://www.fva-bw.de/fileadmin/publikationen/sonstiges/180201steckbrief.pdf